Heilige Italiener (und heilige Italienerinnen)

Assisi von der Burg aus gesehen
Assisi
Gasse in der Altstadt von Assisi
ein Gässchen in der Altstadt
Franziskus und die Vögel

Nun sind wir schon wieder ein paar Tage zu Hause und unsere Reise nach Umbrien ist leider beendet. Wir sind im Dauerregen vom Gardasee bis nach Kissing gefahren – das schlägt aufs Gemüt. Aber zum Glück war zu Hause alles in Ordnung: Der Keller trocken und nur im Garten hat der Regen einige Blumen plattgedrückt.
Umbrien ist wunderschön: Viele alte Städte und eine hügelige, sehr waldreiche Landschaft. Am besten hat mir Assisi gefallen. 

Ich hatte etwas Sorge, ob das Erbe des heiligen Franziskus noch zu spüren ist. Ja, es ist es! Assisi liegt traumhaft auf einem Hügel. Die Altstadt von Assisi gleicht einem Bilderbuch: enge Gassen und Treppen, verwinkelte Häuser im mediterranen Stil, malerische Plätze und viele kleine Läden, in denen Devotionalien und allerlei verkauft werden.

Überall sieht man hier Kirchen, und die Präsenz der heiligen Klara und des heiligen Franziskus ist spürbar. Doch anders als an anderen Orten, wo es oft aufdringlich und kommerziell ist, habe ich hier zum Glück keine nickenden Franziskusfiguren oder Seifen in Form der heiligen Klara gesehen. Besonders beeindruckt hat mich die Basilika mit ihrer Unterkirche und Oberkirche. Die Fresken, die das Leben des heiligen Franziskus darstellen, haben mich tief berührt – sie sind wunderschön. Wir haben viel gesehen und erlebt, und ich bin sicher: Umbrien wird uns wiedersehen.“

Emotionale Italiener

Dieses Foto wollten wir machen...sonst nichts
Am Reisen mag ich besonders, fremde Menschen kennenzulernen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und vielleicht auch ein wenig über sie und ihr Leben zu erfahren. Manchmal lässt uns das Gegenüber ein Stück seines Innersten sehen.  Das ist jedesmal wie ein Geschenk für mich. Heute hatten wir so eine Begegnung: Auf einem Parkplatz haben wir kurz angehalten, um ein Foto zu machen, als ein ālterer Herr auf uns zukam und in fast perfektem Deutsch fragte, ob wir aus Friedberg kommen.
Und dann erzählte Giovanni von der Zeit, als er 1963 nach Augsburg gekommen ist, als 17 jähriger in Augsburg in einer Spinnerei gearbeitet hat, im Betriebsrat war und eine italienische Frau in Deutschland gefunden und geheiratet hat. Wie er nach 20 Jahren wieder in die Heimat gezogen ist… wegen seiner Eltern – und weil sein Sohn doch Italien als seine Heimat erleben sollte. Wie stolz er auf seinen Sohn ist, der heute im Innenministerium in Rom arbeitet… Ich hatte das Gefühl, Giovanni hat uns sein Herz geöffnet, und mit uns sind viele Erinnerungen an gute und vielleicht auch schwere Tage in ihm lebendig geworden. Er schaute in diesem Gespräch auf sein Leben und ließ uns teilhaben. Als er sich verabschiedete, hatte er Tränen in den Augen und meinte, er wūrde diese Begegnung nicht vergessen… wie schön! 
Ich glaube, auch ich werde unsere Umbrienreise wohl immer auch mit der Erinnerung an diese besondere und emotionale Begegnung verbinden.

Kreative Italiener

Wenn es immer wieder regnet, Gewitterwolken aufziehen und die Sonne sich nur ab und zu sehen lässt, dann macht es ganz besonders Spaß, durch Geschäfte zu schlendern. Bei so einem Bummel sind wir abseits der Hauptstraßen auf ein Geschäft gestoßen, das mich magisch angezogen hat. Lauter bunte Bänder und Stoffe waren in dem kleinen Laden zu finden. Mein Herz schlug schneller. Als ich dann auch noch die Preise sah… 4 Euro für 50 Meter Satinband konnte ich es fast nicht glauben. Ich packte also drei Farben, die mir besonders gefielen ein (was ich damit machen will, liegt noch im Nebel) und ging zur Kasse. Nun spreche ich kein italienisch – (außer vielleicht buongiorno, non parlo italiano und vielleicht noch drei andere Worte) und die Dame an der Kasse sprach weder englisch noch deutsch….
Da hatten wir nun ein Problem – irgendetwas versuchte die Dame mir zu sagen, aber ich verstand einfach nicht, was sie von mir wollte.
Also wurde per Telefon der Chef gerufen, der mir dann klarmachte, dass dieses Geschäft ein Großhandel ist und er nicht an Privatpersonen verkaufen darf. Er fragte mich, ob ich nicht vielleicht eine Steuernummer bei mir habe. Damit konnte ich nun wirklich nicht dienen. Also wollte ich das Geschäft unverrichteter Dinge wieder verlassen. Aber da hatte ich nicht mit der Hartnäckigkeit der Italiener gerechnet (ich glaube, sie finden für jedes Problem eine Lösung): Ich wurde als neuer Kunde – mit meinem Status als Kleinunternehmerin – angelegt, mit Personalausweis und allen Daten. Als das geschafft war, wollte ich meine 12 Euro bezahlen, bekam aber von den 20 Euro, die ich der Kassiererin gab, 10 Euro zurück. Auf meinen fragenden Blick, bekam ich ein italienisches „Bassd scho“ – (so habe ich das Lächeln gedeutet) zurück.
Ich finde, Italien ist ein tolles Land mit großartigen, kreativen, freundlichen und schlitzohrigen Menschen.

Wieder unterwegs

Im Herzen von Italien

Nun ist inzwischen Ostern vorbei, Pfingsten liegt auch schon hinter uns und ich bin noch nicht (für eine längere Reise) auf mein Fahrrad gestiegen. Was war los? Eigentlich gar nichts… das Wetter war nicht so toll, ich hatte lauter Termine, und irgendwie ist mir immer irgendetwas dazwischen gekommen. Nun steht mein Fahrrad brav in der Garage und wartet geduldig, bis ich mich dann doch wieder auf den Sattel schwinge. Seit Samstag sind wir unterwegs in unserem Lieblingsurlaubsland, zuerst am Gardasee und dann weiter nach Umbrien. Hier in der Nähe von Poreta haben wir eine wunderschöne Ferienwohnung gefunden. Ein Landgut umgeben von tausenden Olivenbäumen, in dem schon Papst Leo XII (1823) gewohnt hat und das malerisch auf einem kleinen Hügel thront. Von hier aus wollen Umbrien erkunden, das italienische Essen genießen und es uns einfach gut gehen lassen. Auch wenn uns das Wetter nicht wie gehofft eitel Sonnenschein beschert… Wir werden die Tage in vollen Zügen genießen.

Olivenbäume im Sonnenuntergang

Sonne im Herzen – Blödsinn im Kopf

So lange war es ziemlich ruhig hier. Aber nun erwache ich langsam wieder aus meinem Winterschlaf!

Na ja, geschlafen habe ich nicht die ganze Zeit, aber es ist einfach so viel passiert. So vieles hat meine Tage durcheinandergeworfen, meinen Alltag bestimmt und mich in Beschlag genommen. Wie gut, dass ich die Zeit hatte, mich um vieles zu kümmern – wie gut, dass ich die Zeit hatte,
meiner Seele, meiner Traurigkeit, meiner Hoffnung und meiner Dankbarkeit Raum zu geben…

Im Januar ist meine Schwester gestürzt und hat sich das Sprunggelenk und den Arm gebrochen und kurz vor seinem 91. Geburtstag ist mein Vater im Februar friedlich nach einem erfüllten Leben verstorben.
Neben der Traurigkeit und dem Abschied durften wir so viel Dankbarkeit in
unseren Herzen spüren, und immer wieder konnten wir auch über Erlebnisse, die wir mit unserem Vater hatten, lachen.

Nun sitze ich hier an seinem Schreibtisch und mein Blick fällt auf eine Karte, die er sich an den Rechner geklebt hat: „Am liebsten sind mir ja die mit SONNE im Herzen und BLÖDSINN im Kopf“. Ja, so war er! Und das kann ich auch für mich sagen: Sonne im Herzen und Blödsinn im Kopf ist einfach eine wunderbare Kombination und vielleicht auch etwas, was unsere Familie ausmacht J

Ich brauche noch ein paar Tage, morgen bringe ich meine Schwester an den Tegernsee zur Reha und dann… vielleicht an Ostern, werde ich mich wieder auf mein Fahrrad schwingen: Sonne im Herzen und Blödsinn im Kopf!

Seid gespannt! 🙂

Eindrücke vor der Heimreise

roter Sand in der Wüste von Ras al Khaima
Blume in der Wüste von Ras Al Khaimah

Heute ist unser letzter Tag in Ras al Khaimah, es ist der 19. November und es ist noch immer 30 Grad warm. Für mich ist es fast unvorstellbar, dass in 5 Wochen Weihnachten ist. Ein Weihnachtsfest bei solchen Temperaturen kann ich mir irgendwie nicht vorstellen….,

Die vergangenen 12 Tage waren angefüllt mit so vielen neuen Erfahrungen: Ich habe die Wüste so noch nie erlebt – hier wachsen Blumen im Sand, die erst, wenn man nahe genug hingeht,  zeigen, wie schön sie sind. Der Sand ist terrakottarot, die Sonne geht fast jeden Tag als ein großer roter Ball unter, die Nächte sind sternenklar, das Essen schmeckt nach unterschiedlichsten Gewürzen. Auf den Märkten duftet es, weil in vielen Geschäften ein Weihrauchfässchen die vielfältigsten  Gerüche verströmt. Die Menschen sind herzlich, freundlich und hilfsbereit. Es ist ein Land, das wirklich eine Reise wert ist.

Kreisverkehr nach einem Regenguss

Aber es gibt auch einige Dinge, die mich erstaunt und überrascht haben  und mit denen ich nicht gerechnet hatte. An einem Morgen hatte es ziemlich heftig geregnet, und als wir am Abend in die Wüste fahren wollten, mussten wir auf halber Strecke wieder umkehren. Fast alle Straßen waren überflutet und das Wasser stand knöchelhoch. Es gibt hier weder Gullys noch Entwässerungsmulden oder Gräben, in denen das Wasser ablaufen kann. Es gibt an den Häusern keine Regenrinnen oder Abflussrohre, und ohne ein Auto mit Vierradantrieb muss man daheim bleiben (Busse und Bahnen gibt es auch nicht)…

alles muss glitzern - auch die Schnuller
Glitzerschnullis
Stecknadeln – die mussten einfach mit

Und dann ist da noch etwas, was mich hat schmunzeln lassen: Alles, aber auch wirklich alles, was man hier als Frau zum anziehen kaufen kann, glitzert. Es gibt kein Kleid ohne Glitzersteine, kein Kopftuch oder keinen Schal, an dem es nicht irgendwie blinkt und glitzert. Ich habe mich so schnell daran gewöhnt, dass mir meine Kleidung fast zu schlicht vorkommt (keine Sorge – ich bin dem Glitzerwahn nur ein ganz kleines bisschen verfallen :-)) Aber das Beste, erstaunlichste und absurdeste, was ich gesehen habe, waren Glitzerschnuller! (Siehe Foto) Ja, die gibt es hier wirklich!!!!

Es war eine so tolle Zeit hier in Ras al Khaimah – aber ich freue mich auf daheim, auf ein Zuhause, das ich adventlich gestalten kann, auf meine Badewanne, auf meinen Schatz… und sogar auf warme Strumpfhosen und Pullover 🙂

Kamel oder doch lieber Radl?

Kamel in der Wüste von Ras al Khaimah
Helene
Felicitas, Helene, Rajiv und eine Kameldame ohne Namen

Zu Beginn meiner Reise hatte ich ja die Überlegung angestellt, ob ich mein Radl vielleicht gegen ein Kamel eintausche… Nun, ich habe mich entschieden: Ich bleibe definitiv beim Radl! Gestern konnte ich die Alternative zum Fahrrad ausprobieren – und es hat Spaß gemacht! Dieses Wüstenschiff zu erklimmen, war für mich schon mal die erste Herausforderung! Als ich dann endlich oben war, erhob sich Helene (so hieß die Kameledame), und ich wurde einmal durchgeschüttelt – mein Gleichgewichtssinn war gefordert. Dann ging Helene gemächlich Schritt für Schritt durch den Wüstensand, und ich schwankte wie bei Wellengang auf einem Schiff hin und her. Der Sattel hatte zwar eine Rückenlehne  und war auch nicht unbequem, aber ich glaube, nach spätestens einer halben Stunde wäre ich seekrank geworden. Für mich steht fest: In der Wüste ist so ein Kamel sicher das Verkehrsmittel der Wahl, aber daheim bleibe ich doch besser bei meinem Radl. 

So langsam nähert sich meine Zeit hier in Ras al Khaimah nun auch dem Ende zu, ich freue mich schon wieder auf daheim, allerdings… bekomme ich eine Gänsehaut wenn ich die Nachrichten aus der Heimat lese und hier aus dem Fenster schaue… heute sind es hier nur kühle 29 Grad… aber zuhause regnet es und es ist nur 6 Grad kalt….brrrr 🙁

Perlen in der Wüste

Wüste, Meer, Berge, Sonne – das klingt für mich nach einer perfekten Kombination – und so fühlt es sich auch an. Heute haben wir Suwaidi Farm, die letzte und einzige Perlenfarm im arabischen Raum besucht.
Mit einem kleinen Boot sind wir gemächlich durch die Lagune am Fuß des Hajar Gebirges getuckert. Auf der einen Seite der Lagune die Mangrovenlandschaft mit großen Baumwurzeln und Vögeln, die in der Mittagshitze etwas verschlafen zu uns herüberschauten, auf der anderen Seite die schier endlose Wüste mit Kamelen, die im Sand wohl nach etwas Essbarem suchten und sich durch nichts stören ließen. Am Ufer dösten Flamingos einbeinig in der Sonne.

Das kleine Boot brachte uns zu einem Ponton, auf dem die Perlenfarm war. Dort wird für die Touristen (wir waren aber die einzigen weit und breit) eine wirklich interessante Führung geboten: unter welchen Umständen, mit welchen Hilfsmitteln bis 1940 dort nach Perlen getaucht wurde. Das war eine harte und lebensgefährliche Arbeit, mit einem Stein am Fuß haben sich die Taucher ins Wasser begeben, ohne Sauerstoff oder irgendwelche Hilfsmittel haben sie vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang nach Austern gesucht. Nur 1 Prozent der gesammelten Austern enthielt eine Perle (bei Zuchtperlen sind es 60 Prozent) Die Taucher waren 4 Monate ohne Unterbrechung;auf den kleinen Booten und durften 2 Becher Wasser am Tag trinken (ich gehe hier keine drei Schritte ohne eine Wasserflasche und komme am Tag bestimmt auf 3 Liter). Heute werden die Austern gezüchtet. Es braucht 1 bis 2 Jahre, bis aus einem Sandkorn eine Perle entstanden ist… Ich durfte bei unserem Besuch eine Auster öffnen und habe tatsächlich eine wunderschöne Perle gefunden.

roter Wüstensand und Mangroven

Nach einer Fahrt durch die Wüste und durch mehrere Emirate (ganz entspannt mit einem klimatisierten Auto), bin ich nun in Ras al Khaimah angekommen. Nach der pompösen Stadt Dubai wirkt Ras al Khaimah irgendwie bescheidener, einfacher und entspannter. Es ist heiß (32 Grad) und der Wind bringt keine Abkühlung – (ich sollte besser nicht  jammern – zuhause ist es trüb und 6 Grad kalt).

Wir  werden in den nächsten Tagen noch „richtig“ in die Wüste fahren, aber schon jetzt haben mich der terracottafarbene Sand und die freilebenden Kamele sehr beeindruckt. Auch die Mangroven, die  entlang der Küste zu finden sind, haben mich beeindruckt und irgendwie nicht in meine Vorstellung von einem Wüstenstaat gepasst, aber sie sind wohl überall in tropischen oder subtropischen Gezeitenzonen an Küsten auf der ganzen Welt zu finden (da habe ich wieder was gelernt). Die Natur ist großartig und bestaunenswert, aber ich bin auch von den Menschen hier fasziniert. 

Ras al Khaimah ist eines der sieben Emirate. Hier leben fast 200 000 Menschen aus 200 Nationen. Ich lerne an der Kleidung zu unterscheiden woher die Menschen kommen: Pakistan, Indien, Afghanistan, Europa, Afrika…Eine bunte Mischung.

Viele Frauen (aber nicht alle) tragen eine Abaya und sind von Kopf bis Fuß verhüllt (einen Gesichtsschleier sieht man nicht so oft) – und trotzdem kann ich am Gang, an der Haltung und auch an den Glitzersteinen, die oft in das schwarze Tuch eingearbeitet sind, den Stolz und die Würde der Frauen erkennen. Es scheint mir, dass sie besonderen Wert auf ihr Aussehen legen: Sorgfältig und ausdrucksvoll geschminkte Augen, und die Pumps oder Sandaletten, die untern der Abaya hervorschauen sind einfach so elegant und  lassen mein Schuhliebhaberherz höher schlagen…

Auch die Kleidung der pakistanischen Frauen gefällt mir sehr gut. Sie tragen einen Salwar Kameez, so eine Kombination aus Hose und langem Oberteil, in bunten Farben, mal schlicht, mal mit vielen Glitzersteinen, das wirkt praktisch und trotzdem elegant.  

Ich finde es schön, dass an der Kleidung eine Haltung, eine Einstellung oder eine Herkunft zu erkennen sind.

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