Kategorie: Dies und Das

Gedanken über große und kleine Begegnungen, Erlebnisse und alles was ich nicht in eine Kategorie ordnen kann :-)

Herbst und neue Herausforderungen

Nun ist mein Radl erst einmal in der Garage abgestellt und wartet dort auf besseres Wetter und neue Reisen. Es ist mir jetzt einfach zu kalt und zu ungemütlich um mit dem Rad auf Reisen zu gehen (ich bin wohl nur eine „Schönwetterradlerin“ – Regen einmal ausgenommen). 

Langweilig ist mir allerdings nicht 🙂 ich habe eine neue Herausforderung für mich entdeckt: Meine Reise an die Ostsee und meine Begegnung mit Eila haben mich dazu inspiriert mich unter die Näherinnen zu begeben und nun bin ich fleißig dabei einen maritimen Quilt zu nähen… und das IST eine Herausforderung!


Zuerst habe ich einfach mal so drauflosgenäht und dann habe ich festgestellt: Irgendwie müssen die Teile ja GENAU die gleiche Größe haben, damit aus vielen Einzelteilen ein Ganzes entsteht. Und schief zugeschnitten oder die Nahtzugabe nach Gefühl zu nähen, gibt keine optimalen (um nicht zu sagen katastrophale) Ergebnisse.

..und dann muss man auch noch darauf achten, dass die Anker nicht einmal nach links und einmal nach rechts schauen, die Fische nicht total durcheinander schwimmen und die Leuchttürme nicht auf dem Kopf stehen… Aber es wird! Mein erster Quilt nimmt langsam Formen an und wird eben ein etwas unperfekter Quilt, ich finde ihn trotzdem großartig 🙂

Aber auch das Quilten muss jetzt erst einmal eine Pause einlegen. Meine Schwester hat mich in die Vereinigten Arabischen Emirate nach Ras Al Khaimah eingeladen und am Dienstag geht meine Reise in den Sommer  los – ich werde das Radl gegen ein Kamel eintauschen und ich bin gespannt was ich erleben werde.

Wiedersehen

Was für ein Tag! Was für eine Begegnung!

Gestern war es soweit, ich habe mich früh auf den Weg gemacht und bin mit dem Zug aus Berlin in Richtung Rostock gefahren. Um halb zehn hat mich das Fernsehteam schon am Bahnhof erwartet und gedreht, wie ich (bloß nicht in die Kamera schauen!) erwartungsvoll durch den Bahnhof zum BR Bus gegangen bin…. Dann ging es irgendwo in einen Park (ich war so aufgeregt, dass ich gar nicht mehr weiß, wohin wir eigentlich gefahren sind), und dann war es soweit. Eila und ihre Mutter standen dort im Regen und haben auf mich gewartet. 

Was für ein Wiedersehen! Ich kann all die Emotionen, die da bei mir hochsprudelten, nicht in Worte fassen. Die kleine Eila,  jetzt ein Teenager, mit blonden wunderschönen Haaren, wachen und so sprechenden Augen und einem verschmitzten Lächeln. „Hallo Frau Hanne“…wie schön das klang!

Eila war die perfekte Gastgeberin, ich durfte sie daheim besuchen, ihr Zimmer anschauen, mit den beiden Katzen schmusen (soweit die Katzen das zuließen), Eilas Mama hatte einen wunderbaren Kuchen gebacken und wir haben in Erinnerungen geschwelgt… So viele Hochs, so viele Tiefs, so viel Freude, so viele Begegnungen, so viele Menschen, die Eila auf ihrem Weg ein Stück begleitet haben. Immer wieder war auch eine tiefe Dankbarkeit zu spüren, ich glaube, bei uns allen.

Am Nachmittag ging es dann nach Warnemünde an die Ostsee. Trotz Wind und Regen waren Eila, ihre beste Freundin Emily und ich  Eis essen (Eis geht immer). Wir haben geredet, gelacht, philosophiert und das Leben, den Wind, die gemeinsame Zeit einfach genossen.

Den ganzen Tag hat uns das Fernsehteam vom Bayerischen Rundfunk begleitet, und sie waren einfach großartig. Wir mussten nicht Szenen wiederholen oder Sätze fünfmal sagen. Sie waren einfach dabei, sympathisch, herzlich, empathisch und offen. Der gedrehte Beitrag wird am 27. November um 21 Uhr im Bayerischen Fernsehen im Rahmen von „30 Jahre Sternstunden“ gesendet. Ich bin gespannt, wie so ein ganzer Tag mit all seinen Begegnungen und Erlebnissen in 4 Minuten passen kann… Lassen wir uns überraschen 🙂

auf dem Weg nach Rostock

Nun ist es soweit: Ich sitze (ziemlich aufgeregt) im Zug nach Berlin und werde morgen nach Rostock weiterfahren. Nach vielen Jahren werde ich Eila wiedersehen. Erinnerungen sprudeln hoch und so vieles geht mir durch den Kopf. Ich denke daran, wie Eila ins  Kinderhaus AtemReich gekommen ist (sie war erst vier Monate alt), wie wir um ihr Leben gekämpft haben, sie reanimieren mussten, wie sie immer wieder mit Kraft und unglaublicher Energie nach dem Leben gegriffen hat. Nichts konnte dieses Mädchen bremsen, keine Beatmung, keine Querschnittslähmung, kein Rollstuhl. Ihre positive Energie und ihre Lust am Leben, ihre Neugierde…all das hat uns immer wieder bestärkt und ermutigt. Eila war unser Sonnenschein und unsere Herausforderung. Sie hat mir im Büro „geholfen“ , gemeinsam haben wir Videos  an meinem PC geschaut. „Frag doch mal die Maus“ oder „Lauras Stern“  standen auf der Hitliste ganz oben. Die Gruppe Meeresblau war ihr Zuhause und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren für sie da, haben sie gefördert, gefordert und auf einem Stück ihres Weges begleitet… So viele Erinnerungen lassen mich lächeln und machen mein Herz ganz weit. Wenn ich daran denken, was dieses (heute nicht mehr kleine) Mädchen geschafft hat: Was für eine Erfolgsgeschichte!

… jetzt beschäftigen mich ganz viele Fragen: Wie wird es sein eine junge Frau zu treffen, die nicht mehr beatmet ist, die in Rostock bei Ihrer Familie lebt, zur Schule geht, Freunde hat und ein „ganz normales Leben“ führt? Wird die Begegnung (nur) ein dankbares Erinnern für das Fernsehteam, das uns begleitet?… 

Wie auch immer: Für mich ist der Besuch ein kleine Reise in die Vergangenheit und – ja – er ist sicher auch eine Bestätigung für das, wofür das Kinderhaus AtemReich steht: beatmete Kinder auf ihrem Weg, wohin auch immer er führt  zu begleiten.

Morgen werde ich sicher eine Menge zu berichten haben! 🙂 

Unwetter und nachdenkenswerte Folgen

Garten nach Unwetter in Kissing

Am Samstag hat es uns hier in Kissing voll getroffen: Ein Unwetter mit Hagel und Sturm ist über Kissing gezogen und hat auch in unserer Straße wirklich viel zerstört, Hauswände, Rolläden, Dachziegel, Bäume, Gärten, Autos, Fenstersimse…es sieht auch heute noch überall furchtbar aus.

defekter Rolladen nach Unwetter in Kissing

Als der Hagel auf unser Haus niederprasselte, hatte ich richtig Angst – der Krach, der durch die Hagelkörner die auf das Glasdach knallten entstand, war fast unerträglich. Es  wurde dunkel – eine gespenstische Atmosphäre.

Und dann war (nach vielleicht 5 Minuten), der Hagel vorbei und wir sind nach draußen gegangen um zu sehen was alles kaputt ist… und nun kommt für mich der positive Teil dieses Unwetters:

Alle Nachbarn waren draußen, begutachteten die eigenen Schäden und die der Anderen. Es war so viel Solidarität zu spüren. Alle redeten miteinander, halfen sich mit Wasserschläuchen, Besen und Dachziegeln aus, bemitleideten sich gegenseitig, gaben Tipps, sprachen einander Mut und Zuversicht zu.

Ich finde das nicht selbstverständlich und es berührt mich und macht mir Mut. Wir leben nicht aneinander vorbei: Wir leben miteinander! Manchmal ist es vielleicht nur ein kurzes Nicken, ein kleines „Grüß Gott“ oder Hallo… aber ich durfte erleben, dass Solidarität in schwierigen Zeiten ganz selbstverständlich da ist. Wie schön!


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