Kategorie: Unterwegs (Seite 1 von 5)

ich bin unterwegs: nicht nur mein Radl, auch das Auto, die Bahn, ein Flugzeug oder meine Füße tragen mich in die Welt…

Letzter Tag an der Donau

Das Ulmer Münster
Das beeindruckende Ulmer Münster

Heute war der letzte Tag meiner ersten Donauetappe – und was für ein Abschluss! Nach der kleinen Enttäuschung gestern habe ich es doch noch geschafft, das beeindruckende Ulmer Münster zu bestaunen. Ein wahrhaft majestätischer Bau, der mich kurz innehalten ließ.

im Auwald bei Günzburg
fast Dahoam

Doch lange hat es mich nicht in Ulm gehalten, denn meine letzte Etappe auf dem Donauradweg rief! Die relativ kurze Strecke nach Günzburg – etwa 30 Kilometer – führte mich wieder durch charmante kleine Orte, stets mit der Donau in Sichtweite.  Sie zeigte sich von ihrer ruhigen, fast gemächlichen Seite. Besonders die Fahrt durch den Auwald bei Günzburg hatte etwas Magisches und war für mich der schönste Teil der Tour.

Motiviert und voller Energie bin ich etwas flotter als sonst unterwegs gewesen, denn mein Plan war, den Zug um halb zwölf von Günzburg nach Hause zu erwischen. 

kurz vorm Ziel... sooo süß

Aber, wie dasLeben so spielt: Trotz kräftigem Strampeln und pünktlichem Eintreffen am Bahnhof fuhr der Zug – nur leider ohne mich! Mein treues Fahrrad durfte nicht mit, und nach dieser gemeinsamen Woche wollten wir uns wirklich nicht einfach so trennen …

Also hieß es warten auf den nächsten Zug, der uns beide mitnehmen wollte. In Augsburg angekommen, ließ ich mich nicht lumpen und radelte noch am Lech entlang bis nach Hause. Dort warteten bereits mein Schatz und eine wohltuende Badewanne auf mich – genau das Richtige nach dieser ereignisreichen Tour! 

Mein Fahrrad ruht nun erst einmal in der Garage, sammelt neue Kraft … bis es wieder auf große Fahrt geht.

Kein Ulmer Münster

Ruhepol Donau

Am vierten Tag meiner Reise habe ich wieder fast 70 km zurückgelegt, und obwohl es manchmal an recht belebten Straßen entlang ging, gab es doch viele schöne Momente. Immer wenn ich die Donau wieder erreichte, konnte ich den Blick auf das glitzernde Wasser genießen – eine kleine Oase inmitten meiner Tour.

In Ulm angekommen, hatte ich große Pläne: das Münster bestaunen und ein original schwäbisches Abendessen genießen, ein bisschen durch die Stadt schlendern. Tja, Pläne sind schön und gut – wenn die Stadt nicht gerade eine einzige Baustelle wäre! Mein Navi fühlte sich offenbar berufen, mich auf eine kleine Stadtrundfahrt der besonderen Art zu schicken: Hügel hoch, Hügel runter, einmal im Kreis und dann nochmal zurück. 

Ulm eine einzige Baustelle

Nach einiger Zeit war klar: Das Münster muss warten, die Kässpatzn bleiben ein Traum und mein Akku wollte auch nicht mehr mitspielen. 

Also Plan B: Ein Salat, saftige Tomaten, ein Radler aus der Dose – nicht das schwäbische Festmahl, das ich mir vorgestellt hatte, aber trotzdem ein fast perfektes Abendessen.

Morgen wartet mein letzter Radltag auf mich – 25 Kilometer entlang der Donau, die ich voll auskosten werde. Ich freue mich darauf, die Reise mit einem Blick auf die Donau zu beenden!

Blühende Donau

Pause an einem Wegekreuz

Heute bin ich früh gestartet – gestärkt wie ein echter Schwabe mit Breschdleng Gsälz (für alle Nicht-Eingeweihten: das ist leckere Erdbeermarmelade), einer knusprigen Semmel und natürlich einem großen Haferl Kaffee.

Dann ging es los, Richtung Unlingen. Erst noch sanft entlang der Donau, dann hinein in das grüne Herz von Wäldern, Wiesen und Feldern.

Hügel hinauf, Hügel wieder herunter (was eindeutig mehr Spaß macht).

Als ich den Donauradweg hinter mir ließ, würde es deutlich stiller auf den Wegen. Keine Radler, keine Spaziergänger – die perfekte Gelegenheit für mein Solokonzert auf dem Fahrrad. Endlich konnte ich ungehindert singen (die Qualität meines Gesangs bleibt dabei wohl eine wohlwollende Ermessensfrage).

Flutender Wasserhahnfuß

Der eigentliche Star des Tages war aber die Donau selbst. Es sah aus, als würde sie blühen! Überall tanzten kleine weiße Blüten auf der Wasseroberfläche, als hätte sich der Fluss in ein Blütenmeer verwandelt – ein faszinierender Anblick. Jetzt weiß ich, dass es sich um den flutenden Wasserhahnfuß handelt.  Ein Schauspiel der Natur, das mir einmal mehr gezeigt hat, wie wunderschön unsere Welt doch ist.

Moderate Steigungen

endlich Beuron in Sicht
Auf dem Weg nach Sigmaringen

Nach einem köstlichen Frühstück und voller Tatendrang ging es heute Morgen los. Tagesziel: Sigmaringen! Eine kurze Etappe von 45 km – dachte ich zumindest. Die Kilometerangabe stimmte, aber … oh je!

Etwa 15 km vor Beuron meldete mein Navi plötzlich: STEIGUNG. „Na gut“, dachte ich optimistisch. „Ich habe ja meine Turbounterstützung, und im ersten Gang wird das ein Spaziergang.“

Tja, falsch gedacht: Es war kein Spaziergang.

Nach vielleicht zwei Kilometern war ich am Ende. Meine Beine waren auf Streik, meine Lunge meldete sich mit einem wütenden „Was tust du mir an?!“, und das Rad schien plötzlich eine persönliche Abneigung gegen Bewegung zu haben.

Aber Aufgeben? Nein, das kam nicht infrage! Also befragte ich Google Maps, und Google war gnadenlos ehrlich: „Sehr starke Steigung“. Na wunderbar. Ich bin definitiv nicht für Bergetappen gemacht – meine Spezialität sind eher gemütliche Strecken mit kleinen Steigungen und Bänken für Pausen. Zum Glück fand ich eine Alternative: „Moderate Steigung“. Hurra, moderat klingt doch machbar! Nun ja, zumindest weniger herzzerreißend. Ich schwitzte immer noch wie bei einem  Saunaaufenthalt, aber immerhin kam ich irgendwann tatsächlich in Beuron an.

In Beuron habe ich erstmal tief durchgeatmet – endlich keine Steigung mehr! Ich gönnte mir einen Cappuccino, ganz nach dem Motto “ Belohnung muss sein!“ Der Buchladen lockte zwar mit tollen Büchern und Schnickschnack,   aber meine Satteltaschen sind bereits voll genug. Also blieb ich standhaft.

Die Donau ganz ruhig
Henriette


Weiter ging es entlang der Donau. Unterwegs traf ich einen freundlichen „Mitrentner“ und hielt ein kleines Pläuschchen – Austausch von Reiseweisheiten inklusive. Dann begegnete ich Henriette, einer entzückenden Eseldame (mit umwerfenden Wimpern, die mich fast neidisch gemacht haben). Nach diesem überraschend glamourösen Eselmoment radelte ich weiter nach Sigmaringen, wo ich mir ein dickes Eis gönnte.

Tag zwei meiner Reise ist zu Ende, ich freue mich auf morgen – vielleicht mit weniger Steigungen, aber genauso viel Abenteuer!

Die Donauquelle

Los geht's

Pünktlich um 07:06 habe ich mein Fahrrad in den Regionalzug verfrachtet und mich auf den Klappsitz dahinter geklemmt. 19 Stationen bis Ulm. Am Bahnhof in Ulm bat ich einen Herrn um Hilfe, da der Zug nur über eine Treppe zu erreichen war. Seine Antwort: „Natürlich, i helfe Ihna gern. Des Drahtesel isch für an alloi zu schwer.“ Was für ein Klang! Ich habe ihn nicht sofort verstanden, aber er hob mein Rad einfach in den Zug – und das war ja das Wichtigste.  

Dann ging es mit der „Schwäb’sche Eisenbahne“ über Munderkingen, Beuron und Immendingen nach Donaueschingen. 33 Haltestellen und viereinhalb Stunden nach meinem Start in Kissing erreichte ich endlich den Anfang meiner Donautour – und den Beginn der Donau.  

Die Donauquelle
2840 km bis zum Meer
2840 km ein langer Weg

Die Donauquelle im Stadtpark von Donaueschingen ist ja eigentlich nur eine von zwei Quellen. Wikipedia weiß es genau: „Als Donauquelle werden eigentlich zwei echte Quellen bezeichnet – symbolisch die des Donaubachs in Donaueschingen und hydrologisch die des größeren Quellflusses Breg an der Martinskapelle bei Furtwangen.“ Aber egal! Die Quelle, die ich heute gesehen habe, hat mich beeindruckt – mich und die vielen Menschen, die von dort aus Fotos, Selfies und Beiträge für Instagram, Facebook oder X verschickt haben.  

Wiesen mit Butterblumen
Pause

Mir war es dort zu voll, also: Ab aufs Fahrrad und los zur ersten Etappe entlang der Donau!  

Was für eine Strecke – Wiesen mit Butterblumen, Bäume im frischen Grün und die Donau fast immer an meiner Seite. Es war eine wunderschöne Fahrt, obwohl der Wind mir und meinem Fahrrad einiges abverlangt hat. 70,5 Kilometer – ich bin stolz auf mich!  

Pause
Nochmal Pause

Nach einem langen, ereignisreichem Tag voller Herausforderungen rolle ich schließlich in meine Unterkunft ein. Die Beine müde, aber mein Herz voller Freude. Der erste Abschnitt meiner Donautour liegt hinter mir – und mit ihm schon so viele schöne Erlebnisse. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage bringen, welche Landschaften sich vor mir auftun und welche Begegnungen mich erwarten. Die Donau hat mich bereits in ihren Bann gezogen – und dies ist erst der Anfang meiner Reise.  


Tief Henry

Ich hielt mich für mutig, unerschrocken und regenfest – und dann schickt Tief Henry 9 Grad und Dauerregen als Reality-Check! Zum Glück bin ich flexibel: Statt klatschnass zu werden, verschiebe ich meine Radltour um eine Woche. Meine Regenjacke atmet erleichtert auf. 😉

Entlang der Donau

Karte meiner ersten Etappe entlang der Donau

Nun habe ich fast ein Jahr lang eine „Radlpause“ eingelegt. Doch am kommenden Montag geht es endlich wieder los! Die Sonne scheint, die Bäume blühen, es ist angenehm warm – besser könnten die Bedingungen wirklich nicht sein. Mein Fahrrad ist geputzt, und ich bin gerade dabei, alles zusammenzusuchen, was ich für meine Fahrt benötige.

Ich freue mich auf die erste Etappe – mal sehen, ob es auch eine zweite oder dritte geben wird – entlang der Donau. Ich werde von Donaueschingen bis Günzburg radeln und mir dafür fünf Tage Zeit nehmen. Sicher gibt es viel zu sehen und zu entdecken! Auf jeden Fall nehme ich euch mit und werde regelmäßig berichten.

Heilige Italiener (und heilige Italienerinnen)

Assisi von der Burg aus gesehen
Assisi
eine kleine Gasse in Assisi
ein Gässchen in der Altstadt
Franziskus und die Vögel

Nun sind wir schon wieder ein paar Tage zu Hause und unsere Reise nach Umbrien ist leider beendet. Wir sind im Dauerregen vom Gardasee bis nach Kissing gefahren – das schlägt aufs Gemüt. Aber zum Glück war zu Hause alles in Ordnung: Der Keller trocken und nur im Garten hat der Regen einige Blumen plattgedrückt.
Umbrien ist wunderschön: Viele alte Städte und eine hügelige, sehr waldreiche Landschaft. Am besten hat mir Assisi gefallen. 

Ich hatte etwas Sorge, ob das Erbe des heiligen Franziskus noch zu spüren ist. Ja, es ist es! Assisi liegt traumhaft auf einem Hügel. Die Altstadt von Assisi gleicht einem Bilderbuch: enge Gassen und Treppen, verwinkelte Häuser im mediterranen Stil, malerische Plätze und viele kleine Läden, in denen Devotionalien und allerlei verkauft werden.

Überall sieht man hier Kirchen, und die Präsenz der heiligen Klara und des heiligen Franziskus ist spürbar. Doch anders als an anderen Orten, wo es oft aufdringlich und kommerziell ist, habe ich hier zum Glück keine nickenden Franziskusfiguren oder Seifen in Form der heiligen Klara gesehen. Besonders beeindruckt hat mich die Basilika mit ihrer Unterkirche und Oberkirche. Die Fresken, die das Leben des heiligen Franziskus darstellen, haben mich tief berührt – sie sind wunderschön. Wir haben viel gesehen und erlebt, und ich bin sicher: Umbrien wird uns wiedersehen.“

Emotionale Italiener

Blick auf ein kleines Städtchen in Italien
Dieses Foto wollten wir machen...sonst nichts
Am Reisen mag ich besonders, fremde Menschen kennenzulernen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und vielleicht auch ein wenig über sie und ihr Leben zu erfahren. Manchmal lässt uns das Gegenüber ein Stück seines Innersten sehen.  Das ist jedesmal wie ein Geschenk für mich. Heute hatten wir so eine Begegnung: Auf einem Parkplatz haben wir kurz angehalten, um ein Foto zu machen, als ein ālterer Herr auf uns zukam und in fast perfektem Deutsch fragte, ob wir aus Friedberg kommen.
Und dann erzählte Giovanni von der Zeit, als er 1963 nach Augsburg gekommen ist, als 17 jähriger in Augsburg in einer Spinnerei gearbeitet hat, im Betriebsrat war und eine italienische Frau in Deutschland gefunden und geheiratet hat. Wie er nach 20 Jahren wieder in die Heimat gezogen ist… wegen seiner Eltern – und weil sein Sohn doch Italien als seine Heimat erleben sollte. Wie stolz er auf seinen Sohn ist, der heute im Innenministerium in Rom arbeitet… Ich hatte das Gefühl, Giovanni hat uns sein Herz geöffnet, und mit uns sind viele Erinnerungen an gute und vielleicht auch schwere Tage in ihm lebendig geworden. Er schaute in diesem Gespräch auf sein Leben und ließ uns teilhaben. Als er sich verabschiedete, hatte er Tränen in den Augen und meinte, er wūrde diese Begegnung nicht vergessen… wie schön! 
Ich glaube, auch ich werde unsere Umbrienreise wohl immer auch mit der Erinnerung an diese besondere und emotionale Begegnung verbinden.

Kreative Italiener

Wenn es immer wieder regnet, Gewitterwolken aufziehen und die Sonne sich nur ab und zu sehen lässt, dann macht es ganz besonders Spaß, durch Geschäfte zu schlendern. Bei so einem Bummel sind wir abseits der Hauptstraßen auf ein Geschäft gestoßen, das mich magisch angezogen hat. Lauter bunte Bänder und Stoffe waren in dem kleinen Laden zu finden. Mein Herz schlug schneller. Als ich dann auch noch die Preise sah… 4 Euro für 50 Meter Satinband konnte ich es fast nicht glauben. Ich packte also drei Farben, die mir besonders gefielen ein (was ich damit machen will, liegt noch im Nebel) und ging zur Kasse. 

Nun spreche ich kein italienisch – (außer vielleicht buongiorno, non parlo italiano und vielleicht noch drei andere Worte) und die Dame an der Kasse sprach weder englisch noch deutsch….
Da hatten wir nun ein Problem – irgendetwas versuchte die Dame mir zu sagen, aber ich verstand einfach nicht, was sie von mir wollte.
Also wurde per Telefon der Chef gerufen, der mir dann klarmachte, dass dieses Geschäft ein Großhandel ist und er nicht an Privatpersonen verkaufen darf. Er fragte mich, ob ich nicht vielleicht eine Steuernummer bei mir habe. Damit konnte ich nun wirklich nicht dienen. Also wollte ich das Geschäft unverrichteter Dinge wieder verlassen. Aber da hatte ich nicht mit der Hartnäckigkeit der Italiener gerechnet (ich glaube, sie finden für jedes Problem eine Lösung): Ich wurde als neuer Kunde – mit meinem Status als Kleinunternehmerin – angelegt, mit Personalausweis und allen Daten. Als das geschafft war, wollte ich meine 12 Euro bezahlen, bekam aber von den 20 Euro, die ich der Kassiererin gab, 10 Euro zurück. Auf meinen fragenden Blick, bekam ich ein italienisches „Bassd scho“ – (so habe ich das Lächeln gedeutet) zurück.
Ich finde, Italien ist ein tolles Land mit großartigen, kreativen, freundlichen und schlitzohrigen Menschen.

« Ältere Beiträge
Cookie Consent mit Real Cookie Banner